A view of the signage of Ant Group in the headquarters compound of the fintech giant in Hangzhou in eastern China's Zhejiang province.
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Chinas Fintech-Riese Ant Financial wird von der Politik in die Schranken gewiesen

Die Fakten: Der für Anfang November geplante Börsengang der Ant Financial Group in Hongkong und Shanghai hätte die weltweit größte Erstnotierung (Initial Public Offering, IPO) werden sollen. Ant Financial betreibt den populären mobilen Bezahldienst Alipay und bietet Finanzdienstleistungen wie Mikrokredite an. Dem mit 37 Milliarden USD bewerteten Börsengang schien nichts mehr im Weg zu stehen, in letzter Minute entzogen die chinesischen Aufsichtsbehörden jedoch ihre Genehmigung. Der Grund dafür könnte die scharfe Kritik von Ant-Financial-Eigentümer Jack Ma gewesen sein. Dieser hatte in einer Rede kürzlich chinesischen Banken eine „Pfandleiher-Mentalität“ vorgeworfen, da sie – im Gegensatz zu seinem Unternehmen – von Kreditnehmern eine Sicherheit verlangen. Die Behörden begründeten die Absage des Börsengangs mit „neuen Regeln“.

Der Blick nach vorn: Chinas Regierung will private Unternehmen im Finanzsystem in die Schranken weisen. Ant Financial muss aufgrund der geänderten Vorschriften seine Kreditsparte, die einen Anteil von 40 Prozent am Absatz hat, überarbeiten. Das Unternehmen hat bislang als Vermittler zwischen Kunden und Banken gewirkt, in Zukunft soll es laut Plänen der chinesischen Zentralbank (PBOC) mehr wie eine Bank behandelt werden. Das würde bedeuten, dass Darlehen begrenzt und 30 statt bislang zwei Prozent der vergebenen Kreditsumme vorgehalten werden müssen. Der Börsengang von Ant Financial ist daher ungewiss. Da das Vertrauen der Investoren beschädigt wurde, dürfte eine neue Bewertung im nächsten Jahr niedriger ausfallen als zuvor.

MERICS-Analyse: Den politischen Entscheidungsträgern dürfte es nicht leichtgefallen sein, den Börsengang zu stoppen, der ein Signal der Stärke und Professionalität senden sollte. Der Vorfall zeigt jedoch, dass die KPC Unternehmen wie Ant Financial zunehmend als Risiko für das Finanzsystem betrachtet. Die chinesische Zentralbank entwickelt derzeit ihre eigene digitale Währung und testet diese bereits in Pilotprojekten. Die Kontrolle über das Finanzsystem und die Privatwirtschaft haben letztlich überwogen, weitere Regeln könnten folgen. In China müssen auch große Unternehmen zurückhaltend auftreten.

Mehr zum Thema: MERICS-Experte Kai von Carnap analysiert Chinas neue digitale Währung.

Medienberichte und Quellen:

Dieser Beitrag erschien im MERICS China Briefing vom 12. November 2020.