Forderung nach dauerhafter Abschaffung der Wachstumsziele für China
Die Fakten: Angesichts der hohen Verschuldung kommen von ranghoher Stelle in China Forderungen nach einer dauerhaften Abschaffung der ehrgeizigen Wachstumsziele, die Kader in den Regionen zu überfordern drohen. Solche Ziele festzusetzen, erhöhe die Gefahr einer Überschuldung regionaler Regierungen, sagte der Vorsitzende des Ausschusses für Geldpolitik und ehemalige Chef der Zentralbank PBOC, Ma Jun nach einem auf dem Portal Sina.com veröffentlichten Redeprotokoll. Die Regierung in Beijing solle sich stattdessen auf die Stabilisierung des Arbeitsmarkts und die Vermeidung einer Inflation konzentrieren. Im vergangenen Jahr hatte Beijing aufgrund der Coronavirus-Pandemie und damit einhergehender Unsicherheiten zum ersten Mal seit Jahrzehnten auf die Festsetzung eines Wachstumsziels verzichtet.
Der Blick nach vorn: Die chinesische Wirtschaft hat mit einem Wachstum von 2,3 Prozent – und sogar 6,5 Prozent im letzten Quartal – das schwierige Jahr 2020 besser überstanden als der Rest der Welt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagt für Chinas Wirtschaft 2021 ein Wachstum von 7,9 Prozent voraus. Doch es gibt Risiken. Ein Sinken der Auslandsnachfrage Chinas Wachstum etwa einen Dämpfer versetzen.
MERICS-Analyse: „Die heimische Nachfrage ist die größte Herausforderung für die chinesische Wirtschaftserholung. Die Inflation hält mit dem Wachstum nicht Schritt – und der Einzelhandelsumsatz hinkt im Vergleich zur Industrieproduktion hinterher,“ sagt MERICS-Experte Maximilian Kärnfelt.
Mehr zum Thema: In der neuesten Ausgabe der MERICS Economic Indicators analysieren Max J. Zenglein, Maximilian Kärnfelt und François Chimits Chinas Wirtschaft im 4. Quartal 2020.
Medienberichte und Quellen:
- SCMP: PBOC-Beamter fordert Abkehr von Chinas BIP-Wachstumszielen
- SCMP: IWF senkt Chinas Wachstumsprognose für 2021
- Bloomberg: Befürchtungen über Blase auf chinesischen Vermögenswerten
Dieser Beitrag erschien im MERICS China Essentials vom 29. Januar 2021.