Chinas Geschichte „richtig“ erzählen – Beijings Versuche, die Medien in Afrika und Europa zu beherrschen
Online-Veranstaltung in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung
Die Coronavirus-Pandemie hat gezeigt, dass Medien in demokratischen Ländern eine entscheidende Rolle bei der Wissens- und Bewusstseinsbildung spielen, da sie als Hauptkommunikationsmittel zwischen Regierungen und Bürgern dienen. Doch gerade während einer Krise können autoritäre Regime dieselben Kommunikationskanäle nutzen, um Narrative zu beeinflussen, Desinformation zu streuen und zu Panik oder sozialen Unruhen in anderen Ländern beizutragen.
China erkennt zunehmend die Bedeutung der Kontrolle ausländischer Medien als ein Instrument, um ein positives Bild des Landes zu fördern. Dies ist besonders bei strittigen Themen wie Territorialkonflikten oder Menschenrechten der Fall. Obwohl China in diesem Bereich ein relativer Neuling ist, hat es eine kontinuierliche Lernkurve durchlaufen. In Europa, aber auch in Afrika und anderen Regionen testet und nutzt China ein breites Spektrum an Instrumenten zur Einflussnahme auf Medien. Sie reichen von Fusionen und Übernahmen (um Medien unter Druck zu setzen, eine China-kritische Berichterstattung zu vermeiden) über die Verweigerung von Werbung, um China-kritische Medien zu bestrafen, oder, wie in jüngerer Zeit, die Schaltung von Werbeanzeigen in Medien und die Beauftragung von PR-Firmen, um das Eindringen von Chinas Narrativen in die Medien zu erleichtern, bis hin zur Einschüchterung kritischer Journalisten durch das Versenden von Vorankündigungen.
In Afrika gibt es eine wachsende Gruppe von Journalisten und Redakteuren, die Beijings "positivem Journalismus" zunehmend kritisch gegenüberstehen. Sie lehnen Einladungen zum Promotionsstudium in der Volksrepublik ab und widerstehen den Verlockungen, gut bezahlter Jobs in chinesischen Medienhäusern. Doch je mehr Investitionen fließen und je mehr chinesische Werbung in den Medien erscheint, desto mehr stellt sich die Frage, wie konstruktiver und kritischer Journalismus unterstützt werden kann. Welche Lehren können aus den Erfahrungen auf beiden Kontinenten, in Afrika und Europa, gezogen werden? Gerade Gesellschaften in Afrika brauchen mehr denn je Zugang zu qualitativem und unabhängigem Journalismus. Wie kann die Medienkompetenz der Gesellschaften erhalten und gestärkt werden?
Unsere Diskussionsteilnehmer waren:
Ivana Karásková, Gründerin und Projektleiterin von MapInfluenCE und China Observers in Central and Eastern Europe (CHOICE) und China Research Fellow bei der Association for International Affairs (AMO). Ivana promovierte in internationalen Beziehungen an der Karlsuniversität in Prag, wo sie über die chinesische Außenpolitik und die Beziehungen zwischen der EU und China doziert hat. Sie ist außerdem tschechische Vertreterin des Hybrid CoE in Helsinki und European China Policy Fellow bei MERICS. Ivana konzentriert sich auf die Konzeptualisierung von Einfluss, chinesische Außen- und Sicherheitspolitik, Chinas Präsenz in Mittel- und Osteuropa und Chinas Position in der internationalen Weltordnung.
Joseph Odindo, Gastdozent an der Aga Khan Universität Nairobi, Kenia; ehemaliger Chefredakteur der Nation Media Group; Standard Media Group. Odindo ist seit 40 Jahren Journalist, stieg vom Reporter und Redakteur zum Chefredakteur auf und leitete die erste Regionalzeitung Zeitung Ostafrikas, The East African. Er arbeitete auf Führungsebene in Kenias größten Nachrichtenorganisationen, wo er den Redaktionsbetrieb, die Produktentwicklung und die Neuausrichtung etablierter Titel mit Blick auf Marktveränderungen beaufsichtigte.
Christoph Plate, Direktor des Medienprogramms Subsahara-Afrika der Konrad-Adenauer-Stiftung, Johannesburg, Südafrika. Er war in den 1990er Jahren Afrika-Korrespondent mit Sitz in Nairobi und arbeitete anschließend als Nahost-Redakteur für die Sonntagsausgabe der NZZ in der Schweiz. Die KAS Media Africa bringt Akteure der Medienbranche zusammen und diskutiert über Geschäftsmodelle sowie die Glaubwürdigkeitskrise. Vor kurzem erschien die KAS-Veröffentlichung mit dem Titel "It's about their story - How China, Turkey and Russia try to influence media in Africa".
Kerstin Lohse-Friedrich, Director Communication bei MERICS, moderierte diese Veranstaltung.