Interview
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Joseph Odindo on China’s influence on African media

Jospeph Odindo, Gastdozent an der Graduate School of Media and Communication an der Aga Khan Universität Nairobi in Kenia, über Chinas Einfluss auf afrikanische Medien.

Odindo ist der ehemalige Chefredakteur der Nation Media Group und der Standard Media Group in Nairobi.

Wie hat Chinas Einfluss die Medienlandschaft in Kenia und Afrika verändert?

Chinas Einfluss hat die Medienlandschaft auf dem gesamten Kontinent nicht grundlegend verändert, auch nicht in für China wichtigen Staaten wie Kenia. Allerdings sind die chinesischen Medien heute präsenter als noch vor zehn Jahren. Ich sehe nicht, dass die starke Expansion im Print- und Rundfunkbereich in Märkten wie Kenia und Südafrika auch ein entsprechendes Wachstum der Zuschauerzahlen oder eine Präferenz für chinesische Medieninhalte bewirkt hat.

In Kenia hat der Fernsehsender CGTN den Medienmarkt durchgerüttelt, als er prominente Journalisten von großen Arbeitsgebern wie der Nation Media Group abwarb. Ihnen wurden offenbar höhere Gehälter als der Marktdurchschnitt angeboten. Außerdem wurden fast 70 neue Arbeitsplätze in einer Branche geschaffen, die kaum Wachstum verzeichnete. Chinesische Akteure haben jedoch wenig Einfluss auf die Art und Weise, wie Journalismus gemacht wird. Die liberalen Traditionen der kenianischen Medien, die die Regierung hartnäckig zur Rechenschaft ziehen, dominieren nach wie vor.

Viele chinesische Medienprogramme und -investitionen werden eher langfristige als kurzfristige Ergebnisse bringen. Dutzende von Journalisten wurden für einmonatige "Trainingsprogramme" oder zweiwöchige kulturelle Austauschprogramme nach China eingeflogen. Chinas Nachrichtenagentur Xinhua verfügt nun über das größte Netzwerk von Auslandskorrespondenten in Afrika und hat damit Zugang zu spannenden Geschichten vor Ort. In Kenia ist eine regelmäßige afrikanische Ausgabe der China Daily erhältlich, während der Fernsehsender CGTN - wenn auch langsam - mit soliden Nachrichten und Dokumentationen auf sich aufmerksam macht. 

Verfolgt China eine kohärente Strategie, um sein Engagement in der afrikanischen Medienszene zu vertiefen?

Anfang der 2000er Jahre als China seinen Vorstoß in die afrikanische Medienwelt begann, schien es keine kohärente Strategie zu geben, um Einfluss zu gewinnen. Initiativen wurden hauptsächlich individuell vorangetrieben, wie vom Xinhua-Chef in Nairobi, der Freundschaften mit Redakteuren und prominenten Kolumnisten pflegte. Auf sein Bestreben richtete die Nation Media Group eine Satellitenschüssel für den Empfang von Nachrichten und TV-Beiträgen aus China ein. Es ging darum, ein Gegengewicht zur Nähe des Unternehmens zu westlichen Nachrichtenagenturen zu bilden.

Im letzten Jahrzehnt sind Chinas Bemühungen aggressiver, systematischer und auch finanzstärker geworden. Engagierte Beamte wurden nach Nairobi entsandt. Sie boten sogar an, Aktien der Standard Media Group zu kaufen, des ältesten Medienunternehmens des Landes, das sich gerade um neues Kapital bemühte. Sie nutzten die schlechte finanzielle Lage lokaler Medien aus und vergaben großzügige Werbeaufträge an Medien, die dann wohlwollend über China berichten sollten.

Welche Reaktion erhoffen Sie sich von Europa und den USA angesichts dieser Entwicklungen?

Die EU und die USA sollten ihre Ausbildungspartnerschaften mit lokalen Medien intensivieren, mit Programmen, die Qualifikationslücken in der Branche schließen. Örtliche kale Redaktionen sollten von europäischen und US- Medienunternehmen lernen können, die ihre Redaktionen umgestaltet haben und mit neuen Geschäftsmodellen erfolgreich sind. Zweitens sollten sie örtliche Medien bei der digitalen Umstellung technisch unterstützen. Diese stehen unter Druck, sich neu auszurichten, aber es fehlt ihnen an Wissen, Führungskompetenz und Finanzkraft.

Die Fragen stellte Gerrit Wiesmann, freiberuflicher Redakteur.

Dieses Interview erschien im MERICS China Briefing vom 28. Januar 2021.